Funde dokumentieren lange Besiedlung

Bürgermeister Alfons Neumeier übergibt dem Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty das erste Exemplar des Salchinger Heftes
Bürgermeister Alfons Neumeier (links) übergibt Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty das erste Exemplar des Salchinger Heftes 4. Foto: Josef Bierl

Salching: Salchinger Heft 4 „Salching in vor- und frühgeschichtlicher Zeit“

Im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Montag, im Bürgerhaus Salching, übergab Bürgermeister Alfons Neumeier dem Verfasser des Salchinger Heftes 4 mit dem Titel „Salching in vor- und frühgeschichtlicher Zeit“, Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty, das erste Druckexemplar der von der Gemeinde Salching herausgegebenen Broschüre. Der Bürgermeister würdigte das außergewöhnliche Engagement Hustys bei der Erstellung des Manuskripts und überreichte ihm ein Präsent der Gemeinde.

Zum Inhalt: „Nur wenigen Orten im Landkreis Straubing-Bogen ist es vergönnt, auf eine nachweisbar über 25 000 Jahre andauernde Geschichte zurückblicken zu können“, schreibt der Autor im Vorwort. Der Verfasser will damit anhand des Textes, vor allem aber anhand der vielen Bilder, dem Leser einen Überblick und einen Einblick in die spannende archäologische Geschichte des Gemeindegebiets Salching vermitteln.

Das rund 100 Seiten umfassende Werk beginnt mit den ersten archäologischen Untersuchungen 1984 in Salching, als ein Team der Universität Erlangen, unter der Leitung des damaligen Professors Wolfgang Weismüller, am Salchinger Pfingstberg eine Forschungsgrabung durchführte. Von besonderer Bedeutung für die Altsteinzeitforschung war neben dem Fund einer steinernen Stielspitze die Entdeckung eines Abschnitts der Altsteinzeit des Zeitraumes zwischen 28 000 und 22 000 Jahren vor heute.

Zahlreiche Kleinbronzen und Urnen

Im Kapitel „Der Salchinger Pfingstberg zwischen 25000 v. Chr. und 1000 n. Chr.“ erfährt der Leser als Ergebnis der Ausgrabung ab 2006 von Hinterlassenschaften der früheren Besiedlung auf dem Höhenrücken. In den folgenden Jahren ab 2013 wurden mehrere Hausgrundrisse mit zahlreichen Bruchstücken von Tongefäßen, Tierknochen und Mahlsteinfragmenten freigelegt. Der vorgeschichtliche Nutzungsbereich des Pfingstberges lag einmal am Hangfuß und dann am Hochplateau. So fand sich im Bereich des Hangfußes ein frühbronzezeitliches Depot mit Armspiralen, Brillenspiralanhängern und weiterem Kleinbronzezeug, das etwa um 2000 v. Chr. hier niedergelegt wurde. Beim Skelettfund eines etwa 13- bis 18-jährigen Mädchens konnte eine Hockerstellung mit Blickrichtung nach Westen festgestellt werden. Des Weiteren wurden 48 Urnen eines urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes entdeckt.

73 mal 47 Meter langes Grabenwerk

Die auffälligsten Baustrukturen des Grabungsplans am Hochplateau stellen zweifelsfrei die Gabenzüge eines Grabenwerks von 73 mal 47 Meter dar. An mehreren Grabenabschnitten ließen sich Pfostenstandspuren nachweisen, die auf eine Art Palisade schließen lassen. Was die Fundqualität betrifft, so stechen hier frühbronzezeitliche Bestattungen heraus. Man darf mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die am Pfingstberg mit reichem Bronzeschmuck bestatteten Frauen zur Oberschicht einer bäuerlichen Gesellschaft gehörten.

Bei den weiteren archäologischen Untersuchungen auf dem Pfingstberg konnte neben einem Einzelgrab, etwa um 2000 v. Chr., aus weiteren Siedlungsgruben vor allem Material für den Hausbau entnommen werden. Aus der großen Zahl von Pfostengruben ließen sich insgesamt sechs Hausgrundrisse rekonstruieren. Die gefundenen Gefäßfragmente erlauben eine Einordnung in die jüngere Urnenfelderzeit etwa um 1000 bis 800 v. Chr.

Im nächsten Kapitel, „Salching in römischer Zeit“, verweist der Verfasser auf die 1917 gefundenen Fragmente einer im Salchinger Gemeindegebiet gefundenen römischen Reibschale und die 1976 auf einem Acker gefundenen römischen Wandscherben. Im selben Jahr stieß man in Oberpiebing auf zwei Brandstellen, die ebenfalls als Standort einer villa rustica (ökonomische Betriebseinheit) infrage kommen.

Vermutlich eine römische Straße entdeckt

Einen besonderen Einblick in die römische Vergangenheit Salchings lieferten die Grabungen der Jahre 2013/2014, am Fuße des Pfingstberges. In einem dunkelbraunen Graben fanden sich Kiesel, Holzkohle und gebrannter Lehm sowie Kniefibeln aus Bronze. Des Weiteren eiserne Nägel von Schuhsohlen, Terra Sigillata – Scherben von Bilderschüsseln oder auch mehrere Münzen, beispielsweise mit dem Porträt der Kaisergattin Faustina Minor oder des Kaisers Lucius Septimus Servus Pertinax (193 bis 211 n. Chr.) Der Verlauf eines weiteren Grabens lässt vermuten, dass es sich hier um eine bislang unbekannte römische Straße handelt, deren weiterer Verlauf vielleicht zu den Straubinger Kastellen an der Donau führte.

Entlang der Straßentrasse konnten insgesamt sechs römische Brandgräber entdeckt werden, die sich durch unterschiedliche Keramik sowie diverse Beigaben unterschieden. Überraschend war jedoch die Freilegung von 22 römischen Töpferöfen. Zu den weiteren besonderen Funden gehörte der Rest eines Pferdegeschirrs (als Leihgabe im Straubinger Gäubodenmuseum). Dazu gehörte auch der Fund eines mit römischen Silbermünzen gefülltes Tongefäßes, nördlich von Kirchmatting (als Leihgabe im Straubinger Gäubodenmuseum).

Besiedlung auch im frühen Mittelalter

In dem folgenden Kapitel, „Salching im frühen Mittelalter“, schreibt der Verfasser zusammenfassend: „Die hier am Westhang des Pfingstberges freigelegte frühmittelalterliche Ansiedlung fällt in die Zeit der ersten urkundlichen Nennung Piebings um 885 n. Chr.“ Darin ist zu lesen: „Im Jahre 895 übergibt im Beisein des Grafen Arnolf der Kleriker Heinrich dem Kloster Sankt Emmeram zu Regensburg sein Eigentum im Donaugau in der Grafschaft des Popo im Ort Puopinga mit zehn Leibeigenen und empfängt dagegen Güter in Ittling und Dengling.“

Die weiteren Kapitel, „Vom altsteinzeitlichen Jäger und Sammler zum modernen Menschen des 21. Jahrhunderts n. Chr.“, „Oberpiebing Außerhienthaler Straße“, „Oberpiebing Pieringer Weg“ und „Münchshöfener Grabenwerke aus der Zeit um 4000 v. Chr. in Riedling“, sind genauso spannend und aufschlussreich wie die Geschichte des Salchinger Pfingstberges.

Zum Schluss empfiehlt Kreisarchäologe Husty eine Führung mit Franz Dengler im Archäologieraum der Gemeinde im Bürgerhaus Salching – der erste seiner Art im Landkreis Straubing-Bogen. Die vorliegende Broschüre kann im Bürgerhaus Salching und in der Verwaltungsgemeinschaft Aiterhofen zu den bekannten Öffnungszeiten erworben werden.

Josef Bierl