Salchinger Künstlergruppe „alles paletti“ trifft sich regelmäßig zum gemeinsamen Malen
Von Alexandra Beck
Salching. 2017 suchte Heinz Prediger mit einem Aufruf im Pfarrbrief kunstbegeisterte Menschen, um einen Malkreis zu gründen. „Mit sieben fingen wir an, mittlerweile sind wir neun, fünf Frauen und vier Männer im Alter von etwas über 40 bis Mitte 70“, sagt Prediger. Von Anfang an hat sich die Gruppe, der Prediger den Namen „alles paletti“ gab, auf Aquarelle spezialisiert. „Für Aquarelle braucht man keine aufwendige Ausstattung“, sagt Prediger und könne in kurzer Zeit gute Arbeiten erzielen.
Gertraud Hofmann war von Anfang an bei „alles paletti“ dabei. Faszinierend findet sie am Aquarellmalen die Ungewissheit, denn man könne das künstlerische Ergebnis nicht von Anfang an beeinflussen. „Stattdessen schaut der Maler zu, wie die Farben ein Eigenleben entwickeln“, sagt sie.
Die Gemeinde Salching hat von Anfang an die Gruppe unterstützt und ihr den Werkraum der Grundschule zur Verfügung gestellt. Die Kulturbeauftragte der Gemeinde, 2. Bürgermeisterin Petra Grießbaum, helfe mit, Ausstellungen zu organisieren wie im Bürgerhaus in Oberpiebing.Alle drei Wochen am Donnerstagabend trifft sich die Gruppe – im Winter im Werkraum, im Sommer meistens im Freien. Während der Lockdowns ging man dazu über, zu Hause zu malen und die Werke mittels WhatsApp den anderen Teilnehmern zu übermitteln.
Meistens ist es Prediger, der ein Motiv vorgibt. Wichtig ist ihm bei der Themenauswahl die Vielfalt. Im Winter werden oft Stillleben aufgebaut, im Sommer wird Pleinair, also Freilichtmalerei, praktiziert. „Das kann ein alter verknorrter Kirschbaum in der Umgebung sein, aber auch die steinerne Brücke in Schönach“, sagt Prediger. Auch Musikstücke wie die Moldau oder der Schlager „This ole house“ dienten schon der Inspiration.
Malen entspannt
So verschieden die Motive und die Herangehensweise jedes Mitglieds des Malkreises sein mögen, eines ist allen gemeinsam: die Konzentration auf die Sache. „Meistens ist es mucksmäuschenstill, weil jeder so in das eigene Bild vertieft ist.“ Gerade diese Fokussierung auf die Malerei ermögliche es einem, völlig zu entspannen, ergänzt Gertraud Hoffmann.Obwohl ein Motiv vorgegeben wird, sei es nicht das Ziel, dieses mit fotografischer Genauigkeit abzubilden. „Das wäre vielleicht handwerklich spitze, aber keine Kunst“, sagt Prediger.
Viel wichtiger sei es, in den Bildern die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Bereits als Schüler mochte er die Malerei, seit er in Pension ist, hat er die nötige Zeit, um seinem Hobby zu frönen. Sein Haus gleicht einer Galerie, überall hängen Bilder.
Auch Gertraud Hoffmann hat immer schon gern gemalt, als ihre Kinder größer wurden, intensivierte sie das Hobby. „Ich habe verschiedene Techniken wie Acryl oder auch schon Seidenmalerei ausprobiert.“
Das Arbeiten in der Gruppe empfindet sie als befruchtend. „Da sehe ich, wie andere etwas angehen, kann mir von ihrer Art zu malen, etwas abschauen.“ Die Frage, ob sie dadurch nicht verführt sei, den Stil eines anderen Malers zu kopieren, verneint sie. „Das Gegenteil ist der Fall, der Austausch mit den anderen hilft, um einen eigenen Stil zu entwickeln.“ Oft sehe man sein eigenes Werk als gar nicht gelungen an, währenddessen es den Kollegen vom Malkreis gefalle.
In einem sind sich Prediger und Hofmann einig: Jeder ist selbst sein stärkster Kritiker. „Doch man darf sich nicht entmutigen lassen, muss einfach dranbleiben“, sagt Hofmann. Wenn sie Bilder von früher mit den heutigen vergleiche, sehe sie den Fortschritt. Das beinhalte, sich von dem einen oder anderen Werk zu verabschieden. „Zum Besserwerden gehört auch dazu, viel wegzuwerfen.“
Sie reicht eine Glückwunschkarte, auf deren Vorderseite ein elf mal sieben Zentimeter kleines Aquarell in einem roten Passepartout steckt: Ein paar fruchttragende Bäume vor einem roten Hintergrund sind darauf zu sehen. „Das ganze Bild war ursprünglich einmal viel größer, aber nur diesen Ausschnitt fand ich es wert, aufzuheben.“
Konstruktive Kritik
Am Ende jedes Maltreffens wird über alle Bilder diskutiert, im Lockdown geschah das über WhatsApp. Ob digital oder analog, auf konstruktive Kritik in höflichem und freundschaftlichem Ton wird Wert gelegt. Dennoch könne es durchaus vorkommen, dass einer sagt: „Mit diesem Bild kann ich gar nichts anfangen“, erzählt Gertraud Hofmann. „Aber auch das muss man aushalten können.“
Und spätestens beim anschließenden Besuch eines Gasthauses sei schließlich wieder „alles paletti.“
Quelle: Straubinger Tagblatt