Gemeinsam wachsen

Heinrich Weber ist der neue Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Aiterhofen-Oberpiebing-Geltolfing. Foto: Hans Reimann
Pfarrer Heinrich Weber im Durchgang vom Pfarrheim zur Kirche St. Margareta in Aiterhofen. Seit dem 1. September hat er die Führung der neuen Pfarreiengemeinschaft übernommen. Fotos: Hans Reimann

Seit dem 1. September hat Pfarrer Weber die neu gebildete Pfarreiengemeinschaft Aiterhofen-Oberpiebing-Geltolfing übernommen. Deren Bildung sieht er als Chance

Von Hans ReimannFür viele Jugendliche war der 1. September der Start in die Ausbildung und damit in einen neuen Lebensabschnitt. Auch für Pfarrer Heinrich Weber hat sich an diesem Tag einiges geändert: Er hat die Seelsorge in der neu gebildeten Pfarreiengemeinschaft (PG) Aiterhofen-Oberpiebing-Geltolfing übernommen.

18 Jahre lang war Pfarrer Weber in der PG Alburg-Feldkirchen. Normalerweise werde ein Wechsel nach zehn Jahren ins Auge gefasst, bei Weber sei aber immer wieder etwas dazwischengekommen. Insbesondere die Bau- und Restaurationsmaßnahmen hätten seinen Aufenthalt verlängert, denn „die möchte man schon noch fertig kriegen“, wie er sagt. Zuletzt war es die Außenrenovierung der Kirche St. Stephan. Als die Arbeiten fertig waren, habe er sich für die PG Aiterhofen-Oberpiebing-Geltolfing beworben.

Ein gewichtiger Grund war deren Nähe, zum einen zu seiner bisherigen Wirkungsstätte, zum anderen zur Stadt Straubing. Dort ist Weber als Dozent für Theologie und Religionspädagogik in der Fachakademie für Sozialpädagogik der Ursulinen tätig. „So kann ich jeden Mittwoch mit dem Radl nach Straubing fahren“, sagt er und lacht.

Hinschauen und hineinspüren

Der Grundstein für die Bildung der PG sei bereits bei einer Ordinariatskonferenz im Januar 2003 gelegt worden, erläutert Jakob Schötz, stellvertretender Leiter der Bischöflichen Presse- und Medienabteilung in Regensburg. „Im ersten Schritt wurde Aiterhofen-Geltolfing schon vor vielen Jahren gebildet und jetzt kommt Oberpiebing dazu“, sagt er. Der Zusammenschluss mit Oberpiebing sei allerdings lange hinausgeschoben worden, unter anderem, da in Oberpiebing mit einem starken Mitgliederzuwachs gerechnet und daher eine Umsetzung nicht sofort angedacht wurde. „Jetzt ist es aufgrund des Seelsorgerwechsels einfach auch Zeit geworden“, bilanziert Jakob Schötz.

Mit seinem Umzug und der darauf abgestimmten Zusammenlegung der PG warten einige Herausforderungen auf Weber. Für ihn gehe es darum, „hinzuschauen und hineinzuspüren, um gemeinsam zu wachsen und letztlich zusammenzuwachsen“. In diesem Sinne sollen einige Bereiche zusammengelegt werden, weil er selbst nicht überall sein könne und das nötige Personal fehle, wie er erklärt. So könne er zwar auf Pfarrvikar Joseph Kanamkudam, Diakon Heribert Schambeck und drei Geistliche im Ruhestand zählen, den „eklatanten Priestermangel“, könne dies aber nicht ausgleichen. Um diese Schwierigkeit aufzufangen, ist angedacht, die Vorbereitungen für die Erstkommunion für alle Kinder in Aiterhofen zu organisieren – die Erstkommunionfeiern sollen dann in den einzelnen Kirchen stattfinden. Das sieht Pfarrer Weber auch bei der Wallfahrt nach Altötting als vorteilhaft. Anstatt mit jeder Gemeinde eigens zu fahren, könnten die Teilnehmer aus der gesamten PG gemeinsam fahren. Das mache vieles leichter, erst recht, was die Logistik betrifft: „So kriegen wir einen ganzen Bus zusammen.“ Als positiver Nebeneffekt könnten sich so die Gläubigen aus den unterschiedlichen Orten kennenlernen. Dennoch betont er, dass es in einigen Bereichen auch weiterhin die gewohnte Eigenständigkeit geben werde, etwa im Bereich des Kirchenchors.

Zusammenführung als Chance verstehen

Ein wichtiger Schritt ist für Weber zudem eine zentrale Verwaltung. In dieser Hinsicht gebe es noch einigen Handlungsbedarf, erläutert er. Dabei spricht er unter anderem von der dringend nötigen Zusammenlegung und Digitalisierung von Daten, etwa bei den Messintentionen. In gleicher Weise soll bei den im März nächsten Jahres anstehenden Wahlen des Pfarrgemeinderats ein übergeordneter Rat für die PG gebildet werden. Die Pfarrgemeinderäte verbleiben als Ortsausschüsse, die Vertreter an den Gesamtpfarrgemeinderat entsenden.

Für ihn ist es wichtig, dass die Zusammenführung als Chance gesehen wird, die viele Möglichkeiten biete. So möchte er nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Gläubigen der einzelnen Pfarrgemeinden näher zusammenbringen: „Viele Leute kennen sich gar nicht.“ Dass dabei viel Arbeit auf ihn zukomme, sei ihm bewusst. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Pfarrgemeinden in der PG gemeinsam wachsen und letztlich zusammenwachsen werden. Sein Anliegen an die Gläubigen ist dabei einfach: „Bitte habt’s Geduld mit mir.“

Vier Kirchen – vier unterschiedliche Charaktere

Seine neue Tätigkeit in der PG sei „eine ganz andere Nummer“ als bisher in Alburg-Feldkirchen, betont Pfarrer Weber. Dort betreute er zwei Hauptkirchen, nun sind es vier Haupt- und vier weitere Nebenkirchen. Für den Geistlichen hat sich bereits nach kurzer Zeit gezeigt: Die Hauptkirchen in seiner neuen Pfarreiengemeinschaft sind nicht nur von außen einzigartig, sondern auch im Inneren. Jede Kirche besitze einen eigenen Charakter und Charme. Das bedeutet auch für Weber einen gewissen Anpassungsbedarf bei seinen Messen: „Ich muss mich jedes Mal neu auf den Gottesdienstraum einstellen“, betont er. Während etwa in der Kirche St. Margareta in Aiterhofen mit den coronabedingten Abstandsregeln rund 50 Menschen Platz finden, sind es in Geltolfing momentan nur 31. Das sorge für einen ganz unterschiedlichen Kontakt zu den Gottesdienstbesuchern. In Geltolfing etwa „ist man so nah an den Gläubigen dran, man möchte fast mit ihnen in Dialog treten während der Messe“.

Mit seinen drei Pfarreien liege die PG „im guten Durchschnitt der üblichen Größe von Pfarreiengemeinschaften sowohl im Dekanat als auch diözesanweit“, erläutert Jakob Schötz. Dabei seien die Entfernungen innerhalb der PG kein Problem: Nach Geltolfing beträgt die Entfernung von Aiterhofen eineinhalb Kilometer, Oberpiebing ist rund sieben und Salching etwa sechs Kilometer entfernt. Das bestätigt Weber: „Die Entfernungen sind gut zu machen.“ – han –

Quelle: Straubinger Tagblatt