Gleichgewicht erhalten (17.07.2018)

Hans Niedernhuber erklärt den Kursteilnehmern das Vorgehen beim Sommerschnitt
Hans Niedernhuber erklärt den Kursteilnehmern das Vorgehen beim Sommerschnitt

Auf großes Interesse ist der Sommerschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Salching, am Freitagnachmittag, auf der Streuobstwiese Aitrachaue/Kienoden der Gemeinde Salching gestoßen. Wie die OGV-Vorsitzende Angelika Denk zum Beginn sagte, sei die Anzahl von 30 Teilnehmer ein Indiz dafür, dass wieder mehr Gärten mit Obstbäumen gefragt seien. Dabei spiele das Wissen der traditionellen Obstbaumpflege und der modernen Baumpflege eine bedeutende Rolle.

Der Kreisfachberater Dipl-Ing (FH) Hans Niedernhuber befasste sich in der nächsten Stunde mit dem Thema „Sommerschnitt der Obstgehölze“. Der Referent machte dabei deutlich, dass der Sommerschnitt, im Gegensatz zum Winterschnitt, eine Wachstumsbremse darstellt. Durch die Entfernung von Trieben verringere sich die Assimilationsfläche, es werden weniger Nährstoffe eingelagert und der Neuaustrieb werde schwächer ausfallen. Ein oft unterschätztes Argument für den Sommerschnitt sei die bessere Wundheilung. Werde zur Zeit der Winterruhe geschnitten, bleiben die Schnittwunden oft wochenlang als Eintrittspforte für Schaderreger offen. Beim Sommerschnitt müsse der Zeitpunkt des Eingriffs bewusst gewählt werden. Werde früh im Sommer (Juni/Juli) geschnitten, könne es zu einem Neuaustrieb kommen. Werde später (Mitte August) geschnitten, so werde kein Neuaustrieb angeregt.

Um die Kronenhierarchie zu erhalten, werden für den Kronenaufbau nicht benötigte Triebe durch das Pinzieren (Entspitzen) in ihrem Wachstum gehemmt. Vor allem Konkurrenztriebe zur Stammverlängerung oder Leitästen können auf diese Weise gebremst werden. Mit zu den Sommerpflegearbeiten gehört das Binden oder Spreizen der Triebe durch Herabbinden, wodurch die Zweige „ruhiger“ würden. Die Entfernung überflüssiger senkrechter Triebe führe zu einer besseren Licht- und Nährstoffversorgung. Durch den Sommerschnitt werde das Triebwachstum gebremst, die Beschattung der Früchte verringert und die Verdunstung erhöht. Bei starkwüchsigen Bäumen oder als Folge eines starken Rückschnitts, könne es zu senkrecht wachsenden Wasserschossen kommen, die die Krone sehr stark verdichten. Diese Triebe reiße man am besten Ende Mai bis Juli aus der Rinde aus.

Der Sommerschnitt habe das Ziel, das Gleichgewicht zwischen Fruchten und Triebzuwachs zu erhalten und Fehlentwicklungen hin zu einem instabilen Baum zu verhindern, sagte der Referent. Ziel der Kursteilnehmer war es dann, unter der Anleitung von Niedernhuber an einigen Obstbäumen auf der Streuobstwiese den Sommerschnitt in der Praxis zu üben. Mit einer kleinen Brotzeit ging der Sommerschnittkurs dann zu Ende.